Frankfurter Flötistinnen II



Dynamisch, aber auch empfindsam
Frankfurter Flötistinnen begeistern Publikum in der Alten Kirche mit breiter Ausdruckspalette
Maintal (leg). _ Ein Konzert mit acht Flötistinnen ist schon ein etwas ungewöhnliches Ereignis und entsprechend gut besucht war das Konzert des Kultur- und Musikvereins Dörnigheim am vergangenen Montagabend, das in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde in der Alten Kirche am Main in Szene ging und für viel Begeisterung sorgte. Die "Frankfurter Flötistinnen" stellten nachdrücklich unter Beweis, welch' breite Ausdruckspaletten ihre Instrumente zu Gehör bringen können. Unter dem Motto "Barockmusik . . . und mehr" präsentierten sie ein abwechslungsreiches Programm, das von Bach bis Rachmaninov reichte.
Die Formation war in der Konzertreihe des rührigen Kultur- und Musikvereins bereits einmal zu Gast, hinterließ dabei einen hervorragenden Eindruck, so dass Gert Eimer, der Vorsitzende des Vereins, allen Grund hatte, die Künstlerinnen für einen zweiten Auftritt zu gewinnen. Auf hohem Niveau musizierten die acht Damen die ganz unterschiedlichen Kompositionen, trafen dabei sowohl die empfindsameren Charaktere als auch den beschwingten und dynamischen Duktus, der zum Beispiel das Eingangswerk "Sellinger's Round" von William Byrd auszeichnete.
Da es nahezu keine Originalkompositionen für acht Flötistinnen gibt, behelfen sich die Frankfurterinnen mit Arrangements und Transkriptionen von bekannten Werken.
Besonders gelungen geriet dabei der beliebte Kanon von Johann Pachelbel, der in dieser Version sogar mit jazzartigen Klängen angereichert worden ist. Dabei arbeiteten die Musikerinnen Ulrike Dahme, Heidi Ickert, Nicole Bassadre, Imke Papst, Annette Klose-Schwarz, Monika Missale, Gabi Fellner und Stefanie Bieber zunächst dem getragen-verinnerlichten Impetus heraus, setzten auf den warmen Klang ihrer Instrumente. Der dunkle Charakter wurde dann im Finale durch einen fröhlicheren Duktus aufgelöst.
Insgesamt bestach das Oktett durch ein harmonisches und sicher gesetztes Klangbild. Allein bei der von Nancy Nourse arrangierten "Zauberflöten"-Ouvertüre störten einige Intonationstrübungen die Wiedergabe, beeinflussten den positiven Gesamteindruck jedoch nicht nachhaltig.
Auch vokales Können gezeigt
Einen besonderen Höhepunkt lieferten die Frankfurterinnen mit ihrer Fassung des bekannten englischen Volksliedes "Scarborough fair", bei dem Gabi Fellner zudem ihr stimmliches Können mit feinen vokalen Bögen unter Beweis stellte. Diese Wiedergabe gelang atmosphärisch dicht, was auch an der feinsinnigen Harfen-Begleitung durch Stefanie Bieber lag, die zuvor auf diesem Instrument bereits bei Pachelbels Kanon beeindruckte.
Die Kontraste der vier Walzer von Johannes Brahms aus dessen Opus 39 betonten die acht Flötistinnen mit angenehmem Feinsinn und Blick für die Details des von Bernd Ickert verfassten Arrangements. Schmissig kam dabei der erste Walzer daher, während beim zweiten die warmen und umschmeichelnden Modulationen hervorstachen, beim dritten Walzer die rhythmische Pointierung zu ihrem Recht kam und im Finale die umflorende Zartheit der Musik das Ohr des Zuhörers geradezu umschmeichelte.
Gegensätze herausgestellt
Feine klangliche Abstufung und ein beschwingter Charakter bestimmten die Ausführungen der ersten beiden Sätze aus Bachs drittem Brandenburgischen Konzert. Auch hierbei machten die Musikerinnen die Gegensätze zwischen empfindsamen Passagen und vorwärts drängenden, unbeschwerten Abschnitten deutlich. Diese klare interpretatorische Konturierung hatte zuvor bereits die Wiedergabe des Concerto grosso Nummer acht von Arcangelo Corelli ausgezeichnet. Wobei sich gerade das Finale als formidabler musikalischer Steigerungslauf entpuppte.
Zu zwei Quartetten, die sich die tonmalerischen Spielbälle versiert und exakt zupassten, formierten sich die acht Damen bei Giovanni Gabrielis "Sonata pian' e forte". Der Titel hätte übrigens gut als Motto über dem Konzertabend stehen können, boten die Flötistinnen doch sowohl gekonnte leise, aber auch dynamische musikalische Momente.
Sergei Rachmaninov hat seine "Vocalise" opus 34 als Konzert für Koloratursopran und Orchester geschrieben. Robert K. Webb hat den ersten Satz daraus für acht Flöten arrangiert, wobei der melancholisch-verschattete, oft meditative Duktus der Komposition erhalten blieb und in Dörnigheim von den acht Damen mit viel Sensibilität vorgetragen wurde. Fröhlich und beschwingt waren im Gegensatz dazu schließlich Händels "Ankunft der Königin von Saba" aus seinem Oratorium "Salomon" und die Ouvertüre zu Tschaikowskijs Ballett "Der Nussknacker" gehalten. Diese beiden Werke offenbarten ebenfalls den Facettenreichtum der Querflöten-Familie, wobei besonders das tiefste Familienmitglied, die Bassquerflöte (Heidi Ickert) den Zuhörer für sich einnahm.
Das begeisterte Publikum in der Alten Kirche erklatschte sich natürlich eine Zugabe, die mit dem "Tanz der Rohrflöten" aus dem "Nussknacker" standesgemäß ausfiel.
Die acht Frankfurter Flötistinnen begeisterten das Publikum in der Alten Kirche am Main. Stefanie Bieber erwies sich dabei zudem als hervorragende Harfenistin.Foto: M. Gros
 
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